Berlinale 2019 – Das Wunder von Manhattan
Im Kino ist genug Liebe und Hoffnung für alle da – Lone Scherfigs Großstadtmärchen “The Kindness of Strangers” eröffnet die 69. Internationalen Filmfestspiele von Berlin.
Der Februar ist neben November, Dezember, Januar, März und April (manchmal auch Mai, Oktober und September) traditionell einer der fiesesten Monate in Berlin. Der Winter liegt nasskalt über den Straßen und Plätzen der Hauptstadt, eisig weht der Wind nicht nur am Potsdamer Platz. Die Laune von Mensch und Tier ist noch schlechter als sonst. Zeit, sich in die Kinosäle der Stadt zurückzuziehen, die schwere Bronchitis mit Gleichgesinnten zu teilen und trübsinnige mindestens 240 Minuten lange Festivalfilme – schwarzweiß, keine Dialoge – anzusehen. Die Berlinale kann aber auch ganz anders …
Da ist ein Licht am Ende des Tunnels
Clara (Zoe Kazan) flieht mit ihren Söhnen Anthony und Jude
ohne Geld mit dem Familienauto vor ihrem gewalttätigen Polizisten-Ehemann nach New York. Krankenschwester Alice (Andrea Riseborough) rettet Leben und verlorene Seelen. Der ehemalige Restaurantbesitzer Marc (Tahar Rahim) hat unschuldig vier Jahre im Gefängnis gesessen. Anwalt John Peter (Jay Baruchel) versucht, sich selbst zu vergeben, dass er Straftäter vor dem Knast bewahrt. Jeff (Caleb Landry Jones) hat keinen Job, keine Wohnung und nichts zu essen. Timofey (Bill Nighy) führt mehr schlecht als recht ein russisches Restaurant.
Die dänische Regisseurin und Dogma–95–Veteranin Lone Scherfig kehrt nach ihrem Silbernen Bären 2001 für “Italienisch für Anfänger” mit “The Kindness of Strangers” zurück in den Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Berlin.
Wenn die Nacht am dunkelsten und die Straßen von New York am härtesten erscheinen, wenn die Kälte in die Knochen kriecht und der Tod bereits an die Türe klopft, dann ist im Eröffnungsfilm der Berlinale noch nicht alles verloren, im Gegenteil. Hoffnung und Nächstenliebe zeigen sich hier an den unwirtlichsten Orten. In “The Kindness of Strangers” darf jeder sein Herz öffnen und einen Beitrag leisten, und wer Liebe zu geben hat, dem wird auch gegeben.
Ein Film, der in dunkler Zeit ein Licht ins Fenster stellt. Eine Geschichte über Schuld, Verzweiflung, Menschlichkeit, Vergebung und die Macht der Liebe. Und wenn sie nicht gestorben sind …
Ein Herz für Bären
Jury-Präsidentin Juliette Binoche hat ab sofort gemeinsam mit US-Filmkritiker und Autor Justin Chang, der deutschen Schauspielerin Sandra Hüller, dem chilenischen Regisseur und Bären-Gewinner Sebastián Lelio (Gloria, Eine fantastische Frau), dem amerikanische Kurator Rajendra Roy sowie der britischen Produzentin, Regisseurin und Schauspielerin Trudie Styler im Internationalen Wettbewerb der 69. Internationalen Fimfestspiele Berlin die Qual der Wahl. Ob die Jury Märchen mag? Nach der Bären-Verleihung am 16. Februar 2019 wissen wir mehr.
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