Ruckedigu, Licht ist im Schuh – Erstes Semifinale beim Eurovision Song Contest

Macht euch nackig liebe Freunde, singen kann doch heute jeder. Wer dann aber auch noch Beine ohne Dellen oder wahlweise eine ordentliche Pyro-Show im Gepäck hat (oder seine Schuhe zum Leuchten bringen kann), der sollte sich bei einem Land seiner Wahl bewerben. Und bis die mobile, schallisolierte Gummizelle Serienreife erlangt hat: Gehen Sie auf eine Bühne, brüllen Sie alles aus sich heraus und nennen Sie es Retro-Soul. Deutschland durfte nicht mitvoten. Das war nicht traurig.

Das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest 2011 begann mit einer sehr vielversprechenden Bein-Nummer aus Polen. Magdalena Tul presste „Jestem“ aus sich heraus. Es folgte atonal: Stella Mwangi mit „Haba Haba“ für Norwegen. Bei Emmy für Albanien, die ihren Titel „Boom Boom“ zum Besten gab, passten Textilknappheit und Stimmvolumen sehr gut zusammen. Hat bei allen nicht für das Finale gereicht. Schade um die Beine.

Nina singt für Serbien © Pieter Van Den Berghe (EBU)Wer aus Gründen kein oder wenig Bein zeigen möchte, arbeitet mit Wind und oder Feuer. Konsequent in der Ausführung: Aurela Gaçe mit „Feel The Passion“ für Albanien. Yüksek Sadakat aus der Türkei trumpfte zum Titel „Live It Up“ mit Feuer, einer biegsamen jungen Frau in einem Käfig und Flügelelementen auf. Toll. Trotzdem kein Wiedersehen im Finale. Überraschend.

Freundlicher Ausreißer: Serbien mit Nina und ihrem Titel „Caroban“. Bonuspunkte für sehr schöne Strumpfhosen bei Sängerin und Chor. Sehen wir im Finale am Samstag wieder.

Alexej Vorobjov, angeblicher Mädchenschwarm aus Russland, evtl. wegen beleuchteter Schuhe und Jacke (nützlich bei Höhlenwanderungen), erinnerte mit „Get You“ stimmlich an den frühen Karel Gott. Schuhen mit Licht gehört die Zukunft. Finale! Dann sang Anna für die Schweiz. Auch Finale. Man muss ja nicht alles verstehen. Eldrine aus Georgien hatte mit „One More Day“ sehr viel Kummer zu verarbeiten. Das Schreien hat kein Ende. Fürchtet Euch vor dem, was da am Samstag noch nachkommt.

Und dann kam Paradise Oskar aus Finnland. Ein blutjunger, blonder Mann singt sich mit „Da Da Dam“ in die Herzen aller Mütter, Schwiegermütter, zukünftigen Mütter. Mütter, die bisher gar nicht wussten, dass sie zu derartigen Gefühlen fähig sind. Natürlich weiter.

Menschen mit Schildern aus Portugal © Elke Roels (EBU)Es folgte Tim ohne Struppi aus Malta. Arbeitsverweigerung von Senit mit „Stand By“ für San Marino. Kroatien: super Beine, schöne Haare. Sjonni’s Friends aus Island sangen sich mit „Coming Home“ sicher ins Finale. Kati Wolf  aus Ungarn hatte einen sehr großen Ring am Finger und eine dynamische Tanzturnergruppe im Hintergrund. Der Titel „What About My Dreams?“ fühlte sich sehr  lange an. Menschen müssen beim Wählen zusammengebrochen sein. Manchmal kommen Dinge einfach wieder. Auftritt Portugal. Mit bunten Schildern. Evelina Sašenko aus Litauen ist auch irgendwann fertig und singt am Samstag wieder zu uns. Ell und Nicki aus Aserbaidschan werden mit „Running Scared“ hoch gehandelt. Es regnet Gold. Auch im Finale. Und zack, sind wir bei der Nummer 19 aus Griechenland. Fast verging die Zeit wie im Fluge. Sinnsuche mit Loucas Yiorkas feat. Stereo Mike und „Watch My Dance“. Leidenschaftlich. Finale. Was sagt man dazu.

Die Sache mit der Titelverteidigung ist doch gar nicht so eine Schnapsidee.