Die Mütze

Eine Mutter saß am Abend des ersten Weihnachtsfeiertages bei einem Schneemann und schnitzte an der Möhre für die Nase. Die Eierkohlen für die Augen und die Knöpfe des weißen Wämsleins funkelten wie Pailletten aus Pechstein in der Dämmerung. Die rote Zipfelmütze, die sie gegen die eisige Kälte bei sich trug und damit sie, im Falle eines Falles, besser gefunden werden konnte, lag auf einem Stapel Rindenholz hinter ihr. Schliefe sie hier, vom Tagwerk erschöpft, im Schnee hockend ein, so würde doch der Kopf, oder wenigstens ein roter Zipfel aus dem Schnee ragen. Da würde sie sicher rechtzeitig ausgegraben und nach Hause getragen werden.

Vielleicht, so dachte sie, sollte sie die Mütze also besser tragen. Sprach’s gegen den Wind und zog sie tief in die Stirn. Fiele sie aber auf den Kopf und läge der dann tiefer als die Füße, wäre sie eingeschneit. Die besorgte Nation erführe erst im kommenden Frühjahr, dass die Frau mit Mütze, diese einerseits getragen, andererseits aber dennoch nicht gefunden worden war. Hätte sie das Ding nur an einem der festen Stiefel getragen.

Die Mütze wollte aber nicht über die Stiefel passen und fiel immer wieder in den Schnee. So sehr sie auch zog. Mit der Zeit sog sich das billige Stück wie ein Schwamm mit dem Wasser des schmelzenden Schnees voll. So war sie nicht mehr zu gebrauchen. Der Schneemann trug sie nun. Stolz stand er da im Licht des Mondes. Der zweite Weihnachtstag war nicht mehr fern.

An einem Samstag im März des darauf folgenden Jahres fand man die Frau, gut konserviert, neben den Resten eines sicher einmal stolzen Schneemanns. Eine zerlumpte Mütze hing ihm tief in das vom Tau zerfressene Gesicht. Sie mochte wohl einmal rot gewesen sein.

Pailletten, Schneemann, rot, Schwamm und Nation für Ursel

Und so geht’s: Alle Jahre wieder werden wir am Ende eines Jahres von Weihnachten überrascht. Um die Vorfreude auf Kind, Krippe und Geschenke ins schier Unermessliche zu steigern, werden hier Träume wahr. Ihr spendiert fünf Begriffe in den Kommentaren unterhalb dieses Beitrags, daraus entsteht vielleicht ein rauschgoldengelhafter Blog-Text inkl. Widmung zur Vorweihnachtszeit. Die Auswahl der jeweiligen Begriffs-Serie erfolgt streng subjektiv. Der Rechtsweg ist absolut ausgeschlossen.