Wer schläft, sündigt nicht
Wenn die Tage länger werden und der Winterschlaf sich seinem Ende zuneigt, kommen Mensch und Tier allmählich aus ihren Höhlen gekrochen. Es folgt eine Zeit der gereizten Antriebslosigkeit, kurz Frühjahrsmüdigkeit. Die Gesichter sind aschfahl, Augenlieder geschwollen, Kopf und Glieder schmerzen, irgendein Fußballverein steht in der Bundesliga auf einem Abstiegsplatz – das Leben ist nicht immer nur Pommes-Schranke.
Schliefen wir alle einfach weiter, vieles bliebe uns erspart. In unserer Zug freien Traumwelt könnte die Bahn bestreikt werden oder auch nicht. Um von A nach B zu gelangen, reichte hier das Ausbreiten unserer filigranen Elfenflügelchen, die uns in Windeseile an unser Ziel bringen würden. Notfalls könnten wir auch über Wasser gehen und, bei Bedarf, eben jenes in Wein, einen kohlensäurehaltigen Softdrink oder auch Alkopops verwandeln.
Löwen würden neben Lämmern grasen, Milch und Honig würden fließen, alle Menschen wären Brüder. Frühblüher würden allergenfreie Pollen verbreiten, wir sängen im Chor „Veronica, der Lenz ist da“ und spielten „Hasch mich, ich bin der Frühling“. Nur hin und wieder würden wir von glänzenden, blassrosa Magenwänden träumen, aus denen kleine Stücke herausgeknipst werden, aber das ist eine andere Geschichte. Gute Nacht!
- Sind so kalte Hände
- Abends, wenn ich schlafen geh’