Vergesst mir das Topfset nicht

Die Individualisierung der Weihnachtsgeschenke birgt viele Chancen für vorweihnachtliche Zerwürfnisse und basisdemokratische Entscheidungen haben an dieser Stelle selten zum Ziel geführt. Es gilt wie so oft: wer viel fragt, geht viel irr und hilfreich sind präzise formulierte Wünsche, idealerweise verbunden mit einem Link zum entsprechenden Produkt.

Gänzlich unromantische Seelen kaufen selbst und lassen sich den entsprechenden Geldbetrag, gegen Vorlage des Beleges, von lieben Freunden, der Verwandtschaft und anderen Spendern in bar auszahlen. Apropos Geld: immer eine sichere Sache, der obligatorische Umschlag mit Bargeld (gerne überreicht von Großeltern, in Verbindung mit einer Charity-Postkarte) oder Gutscheine. Künstlerisch veranlagte Menschen drehen an dieser Stelle leicht durch und malen, kleben, schweißen die Gutscheinumgebung. Allen Verpackungskünstlern sei an dieser Stelle gesagt: auf den Inhalt kommt es an!

Schwammig formulierte Wünsche mit Platz für frei interpretierbaren Subtext und ein: „ich lasse mich einfach überraschen, was dir für mich einfällt“, sollten nur dann kommuniziert werden, wenn man in der Lage ist Enttäuschungen zu verkraften, Dankbarkeit jederzeit simuliert werden kann oder der Schenker über einen unfehlbaren Geschmack verfügt. Aber merke: Viele fühlen sich berufen, aber nur wenige sind auserwählt …!

Besonders gefährlich ist die neue Bescheidenheit („Ach, wir schenken uns nichts, diesen Konsumterror machen wir nicht mit …“). Wer darauf hereinfällt, ist selber schuld. Der Geschenk-Asket wird immer eine nette Überraschung zur Hand haben („nur eine Kleinigkeit“). Nun müssen Geschenke nicht zwanghaft erwidert werden, aber man sollte wissen, ob der solchermaßen leer Ausgegangene leicht aus der Fassung zu bringen ist. Der Mensch wird an den Feiertagen gerne rührselig und Tränen unterm Weihnachtsbaum sind nicht jedermanns Sache.

Deeskalation im Vorfeld ist das Gebot der Stunde, wer sich schon jetzt nicht daran hält, muss Heilig Abend draußen bleiben.