Im Frottee-Schlafanzug zum Staatsbankett in Schloss Bellevue

Neulich kurz nach Mitternacht in der Einzimmer-Dienstvilla mit unverbautem Blick auf den Innenhof. Aus Solidarität mit Micaela und Rocco als Schlummersnack einigen lebenden Silberfischen (Handaufzucht) den Kopf abgebissen, danach erschöpft in einen unruhigen Schlaf gefallen. Im Traum versucht in einem unbeheizten Ersatzzug ohne Bordtreff, mit einem Hobby-Lokführer und einem Teilzeitkomiker als Servicechef, pünktlich zu einem Staatsbankett in Schloss Bellevue zu gelangen. Gerade als ich barfuss, bekleidet mit einem mauvefarbenen Frottee-Schlafanzug, versuchte, am Sicherheitspersonal vorbei ans Buffet zu gelangen, ging der Alarm los und verfolgte mich auf der Flucht am finsteren Spreeufer entlang bis in einen Moabiter Hinterhof …

Mittlerweile war es mir gelungen, beim Versuch wach zu werden und räumliche Orientierung herzustellen, ein volles Wasserglas umzuwerfen, eine Fernbedienung aus der Lache zu retten und ohne zu stürzen aus dem Bett zu springen und zur Quelle des Alarms zu springen. Sanftes Mondlicht erhellte das Zimmer.

Klingel- und Türöffnungsmechanismus des Zweitwohnsitzes sind so komplex, dass beim Einzug eine mehrseitige Bedienungsanleitung gereicht wird. Einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass die Anlage bislang nicht einmal funktioniert hat. Ein Studium der Anleitung war sinnlos, da vor dem Haus postierte Testpersonen vergeblich auf Einlass hofften. Wer mich besuchen möchte, ruft an oder kommt nicht rein. Umso überraschender  der nächtliche Alarm, begleitet von hektisch blinkenden mehrfarbigen Lichtern.

Da der Nachbar gerne Flurpartys veranstaltet, bestand zur Eile kein Anlass.
Schlaf-Wohn-Esszimmer trocken gewischt. Minutenlang in den leeren Innenhof gestarrt. Einen Liederzyklus gesungen. Schon ging der Alarm von alleine aus.