Im Einkaufszentrum
Man konnte wirklich glauben, dass es im Einkaufzentrum am Rande der Stadt etwas umsonst gab, dabei war es nur ein ganz normaler verkaufsoffener Adventssonntag, an dem sich alle nur widerwillig beteiligten. Seine Schnapsatmung war flach aber regelmäßig, als er das Haus verließ, um sich ebenfalls ins Getümmel zu stürzen. Er hasste Menschen und hatte dennoch wieder einmal beschlossen, dass er auch in der Lage sein müsse, sie zu lieben. Gerade jetzt, wo die Welt noch heller strahlte als sonst.
Wie jedes Jahr hatte er sich ein klein wenig Mut angetrunken, ein Bad genommen und fast saubere Kleidung angezogen. In derart manierlicher Stimmung betrat er also die Ladenstraße, wohl wissend, dass er irgendwann sehr bald einen Mann am Ohrläppchen schnappen und Richtung Ausgang ziehen würde. Genug für heute Freundchen, würde er rufen. Oder er würde versuchen die kunstvoll verzierten Nägel einer Hot-Dog-Verkäuferin abzukratzen. Das war bislang aber nur einmal vorgekommen und auch schon einige Jahre her. Warum konnte er sich nicht vor Spinne, Flugreisen oder Körperflüssigkeiten ekeln?
Die alte Dame sprach ihn vor einem Regal mit Unisexmöbelpolitur an. Ach junger Mann, sagte sie, und dabei zupfte sie nervös an seinem Mantel, ich suche das Unterraschungsfreu. Wissen Sie? Er hätte sie gerne einfach stehen lassen. Sein Magen war unruhig. Er hätte die Tofuente nicht alleine essen sollen. Aber er sah, dass ihre weißen Haare eine gewisse Unruhe ausstrahlten und ihr Lächeln nur flüchtig um die faltigen Lippen spielte. Die Kleidung war nachlässig und für die Jahreszeiten zu dünn. Das Unterraschungsfreu mein Junge? Hm?
Die Dame hakte sich bei ihm unter, und gemeinsam schlenderten sie von Geschäft zu Geschäft. Weißt du was, mein Junge, wir lassen das mit dem Unterraschungsfreu. Du findest es ja doch nicht. Es wird Zeit für mein Abendprogramm, und du begleitest mich. Widerspruch war zwecklos. Sie erreichten sein Wohnhaus kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Die Dame öffnete eine Tür zwei Etagen unter seiner eigenen Wohnung. Zwei Stunden sahen sie sich gemeinsam weißes Rauschen an, dazu reichte sie selbstgebackene Terrassenplätzchen und Eierlikör. Zurück in seiner Wohnung fand er zwei Überraschungseier in seiner Jackentasche.
Unisexmöbelpolitur, weißes Rauschen, Tofuente, Schnapsatmung für Unterraschungsfreu – für Sebastian
Und so geht’s: Alle Jahre wieder werden wir am Ende eines Jahres von Weihnachten überrascht. Um die Vorfreude auf Kind, Krippe und Geschenke ins schier Unermessliche zu steigern, werden hier Träume wahr. Ihr spendiert fünf Begriffe in den Kommentaren unterhalb dieses Beitrags, daraus entsteht vielleicht ein rauschgoldengelhafter Blog-Text inkl. Widmung zur Vorweihnachtszeit. Die Auswahl der jeweiligen Begriffs-Serie erfolgt streng subjektiv. Der Rechtsweg ist absolut ausgeschlossen.
- Von weit her ist er gekommen
- Die Liebenden