Zugfahrt mit Hirschrücken

Schon mal einen ganzen Hirschrücken einen Tag vor Weihnachten im Zug transportiert? Überhaupt zu dieser Jahreszeit schon einmal Zug gefahren? Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel? Nach einem frühmorgendlichen Blitzeiseinbruch und Schneesturm und Nebel? Wenn die ganze Energie des Ersatzzuges in die Scheibenwischer des Triebwagens umgeleitet wird? Wenn alle, und alle meint alle, kurzfristig das Auto stehen lassen und einfach ganz spontan zum Bahnhof gehen und schauen, ob da noch was fährt?

Wenn Handgepäck schon zu viel Platz benötigt und eigentlich nur das mitgeführt werden darf, was man am angespannten Körper trägt? Das müsste dann schon ein sehr kleiner Hirsch sein oder, besser: hauchdünne Filetstreifen. Die können unter der Kleidung direkt auf der Haut getragen werden. Keine Sorgen wegen des Geruches, der wird auch ohne Fleischwickel nicht besser.

Dies sind die Tage, an denen Körper, Arme und Beine aller Reisenden hemmungs- und willenlos miteinander verschmelzen. Der Atem der verknoteten Leiber schlägt sich als Kondensstreifen auf den außen und innen gefrorenen Scheiben nieder. Da passt nicht einmal mehr ein Tintenkiller zwischen die Fahranfänger, die nur die Aussicht genießen, Eier essen und einen reservierten Sitzplatz im falschen Wagen einnehmen wollen und Profis mit Platinkarte, die im DB-Lounge-Fanta-Rausch Schwangere auffordern, von Lametta geschmückten Comfort-Plätzen aufzustehn. Hier wie da wird mit Zugbegleitern gedroht, die seit dem vorletzten Halt auf freier Strecke keiner mehr gesehen hat.

Die Luft ist schwer vom Geruch der wegen Überfüllung geschlossenen Toiletten. Und nur die von blankem Hass aufgeladene Atmosphäre wärmt noch ein wenig die kalten Hände, Füße und Herzen. Der letzte Glühwein im Bordrestaurant wird direkt aus dem Karton getrunken. Die Nachricht, dass in Wagen 7 noch eine unbenutzte Rolle Toilettenpapier aufgetaucht ist, fliegt wie ein Schneeball von Abteil zu Abteil bis in den Großraumschweigewagen.

Verachtung, Ekel und Abscheu bilden ein magisches Dreieck. Jetzt kann es Heiliabend werden. Ist das also die richtige Zeit und der richtige Ort für einen Hirschrücken?  Ich meine ja.

Schneeball, Dreieck, Hirschrücken, Kondensstreifen und Tintenkiller für Anna.

Und so geht’s: Alle Jahre wieder werden wir am Ende eines Jahres von Weihnachten überrascht. Um die Vorfreude auf Kind, Krippe und Geschenke ins schier Unermessliche zu steigern, werden hier Träume wahr. Ihr spendiert fünf Begriffe in den Kommentaren unterhalb dieses Beitrags, daraus entsteht vielleicht ein rauschgoldengelhafter Blog-Text inkl. Widmung zur Vorweihnachtszeit. Die Auswahl der jeweiligen Begriffs-Serie erfolgt streng subjektiv. Der Rechtsweg ist absolut ausgeschlossen.