These boots are not made for walking

Früher, als alles noch besser war und Fuchs und Hase sich noch „Gute Nacht!“ gesagt haben, da wurden, nach alter Sitte Brauch, den Damen die Füße zu kleinen Paketen geschnürt, bis sie von alleine klein und verkrüppelt blieben. Heute machen wir das ganz alleine.

Modernes Schuhwerk ist neben Feuer, Rad, Buchdruck sicher eines der  großen zivilisatorischen Leistungen, die es uns ermöglichen über Stock und Stein zu gehen und bei ungünstigen Witterungsverhältnissen Haus und Hof zu verlassen, ohne ständig über eine Amputation erfrorener Extremitäten nachdenken zu müssen. Dabei können wir aus einem breiten Sortiment an mehr oder weniger gesundheitsförderlicher Fußbekleidung aus Natur- und oder anderen Materialien auswählen.

Gerüchten zufolge neigen Frauen zu einer götzengleichen Verehrung von Schuhen, die sie in eigens dafür angemieteten Wohnungen horten. Ganze Stadtteile bestehen demzufolge nur noch aus solchen Schuh-Ghettos. Bei einsetzender Dämmerung schwanken elfengleiche Wesen auf schwindelerregend hohen Absätzen, die an Riemchen-Sandalen kleben, aus denen kleine, fast abgestorbene Zehchen baumeln, hinaus in den Sonnenuntergang. Das ist natürlich Quatsch, mutmaßlich verbreitet von Freunden der Klettsandale.

Tatsächlich benötigt man in wiederkehrenden Zyklen neue Fußbekleidung. Not erkannt: Schuhgeschäft aufgesucht. Die Auswahl erfolgt unter Berücksichtigung modischer und anderer sinnvoller Aspekte (Gruppenzugehörigkeit, sozialer Status oder ähnliches). Wenn es sehr gut läuft, kann der Zuschnitt des Schuhs passend zum Fuß gewählt werden, wenn nicht, werden die ersten Schritte in den Folgewochen ein wenig mühsam.

Einer festen Zahnspange gleich, die sich auch keiner einfach mal so selbsttätig vom Gebiss gerissen hat, legt sich das plötzlich gar nicht mehr so weiche Leder um Haut-Fleisch-Knochen und schiebt zusammen, was nicht zusammen gehört. Das Breite muss in das Schmale – für schöne Zähne haben wir uns doch auch jahrelang von Brei ernährt und Hühneraugen lassen sich heute ja auch prima zuhause behandeln. Die Ferse schneidet sich in der Regel aber heutzutage niemand mehr ab.

Apropos Abschneiden: Meine Großtante entfernte ihre Hühneraugen immer mit einem alten Rasiermesser, aber das ist eine andere Geschichte…