Spieglein, Spieglein – Märchen im Alltagstest (I)

Märchen sind, im Gegensatz zu Sagen und Legenden, per Definition frei erfunden.  Macht nix – Die rote Pudelmütze aufgesetzt, den Jutebeutel mit Lebensmitteln vollgestopft und ab in den Wald. Ein Beitrag über Gold, Silber und schwere bakterielle Infektionen der oberen Extremitäten.

Unter einem Baum gestanden, „wirf Gold und Silber über mich“ ins Blätterdach gerufen. Der Baum schüttelte sich und warf. Kastanien waren nicht einmal essbar. Enttäuscht nach Hause gegangen. Tiere gebastelt und im Ofen verbrannt.

Kommt ein Mann auf einem Pferd in den Hinterhof geritten, brüllt: „Wirf dein goldenes Haar herunter?“ Auf die Anmerkung „Blond haben wir nicht, ginge auch schwarz wie Ebenholz?“, keine Antwort erhalten. Haare oben behalten. Pferd steht immer noch da.

Lebensmittel für hilfsbedürftige ältere Dame durch den Wald nach Hause getragen.  Vom Wolf angesprochen worden, ob ich Tierfreundin sei. Natürlich nicht. Wolf wünscht trotzdem noch einen schönen Tag.

Kaum war der Wolf weg, will jemand den Korb mit Lebensmitteln haben und meinen Mantel, die Fäustlinge, den Schal und die rote Mütze, die Stiefel, den Pullover, die Schneehose und die wollene Leibwäsche. Wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verwarnt worden. Schwere Lungen- und Blasenentzündung erfordern fortgesetzte Bettruhe.

Erbsen unter der Matratze ausgelegt. Ausgezeichnet geschlafen. Bin immer noch eine Prinzessin.

Gebacken, gebraut, Kindern Namen gegeben und aus Stroh Gold gemacht. Mit der Spindel in den Finger gestochen. Schmerzhafte Entzündung muss antibiotisch behandelt werden. Schlaflose Nächte dauern an.

Spiegel angebrüllt. Spiegel reagiert nicht. Jeder ist ersetzbar.

Sieben kleine Männer brauchen Platz. Das kann sich in Zeiten gestrichener Bergbau-Subventionen keiner mehr leisten.

Betten ausgeschüttelt. Schwerer Schneesturm wurde in der Wettervorhersage angekündigt. Das genaue Datum wird an dieser Stelle bekannt gegeben. Zieht euch schon mal warm an.

Frosch geküsst.