Im Kühlschrank geht das Licht aus

Die Kommunikation mit Küchengeräten und Funktionskleidung hat eine lange Tradition. Während die einen ihren Staubsauger anbrüllen oder Bügeleisen schlagen, verlassen andere sich auf akademisch vorgebildete Geräte zum Rösten von Brot. Derart auf ihren Menschen bezogene Maschinen vereinsamen rasch – die Geschichte einer Entfremdung und Wiederannäherung.

Nach zehntägiger Weltflucht den Kühlschrank sozial verwahrlost vorgefunden. Das Licht schien zu flackern. Das Brummen klang jammervoller als gewöhnlich. Zwei kümmerliche Äpfel und ein Glas Senf hatten ihm nur mäßig die Zeit vertrieben. Das Schließgeräusch ist schabender als sonst. Die Innenraumgestaltung ein Plaste gewordener Vorwurf. Wäre er dazu in der Lage, er würde Kondenswasser weinen und Falten werfen. Empfehle ihm sein Verhalten noch einmal zu überdenken und drohe mit der sofortigen Abschaltung.

Die Stehlampe löst ihren Fuß bei einem ersten zarten Annäherungsversuch auf. Tränen aus Zementbrocken verteilen sich über das PVC-Laminat-Imitat. Die Badezimmerleuchte hat das Kabel um den schlanken Hals gewunden, mehr Sein als Schein auch bei der Flurbeleuchtung. Ein Fliegenbein rieselt von uringelber Fliese auf aschgrauen Badezimmerflokati.

Die Zimmerantenne wirkt geknickt. Der Föhn hat sich hinter einen Heizkörper zurückgezogen. Kleinlich verlangt der Kocher, und jetzt wird es wirklich verrückt, ein Einführen des Steckers in die dafür vorgesehene Dose, bevor ein Erhitzen des Wassers überhaupt freundlich in Erwägung gezogen wird. Nur die Mainzelmännchen-Lichterkette spendet stoisch orangefarbenes Licht. Danke, dass hier überhaupt irgendeiner noch macht, was er soll und, nur weiter so, den Elektronikschrott-Container hat noch keiner lebend wieder verlassen.

Nur einer schweigt, in seiner Ecke: der Staubsauger. Der ist schon lange tot.