DOK Leipzig 2019 – Sind so junge Menschen
Ein Mann und eine Frau trennen sich. In Jacqueline Zünds „Where We Belong“ sprechen fünf Kinder über das Auseinanderbrechen der Familie und die Zeit danach. Die Intrigen und Lügen der Eltern, um die Kinder zu beeinflussen. Die Trauer des Vaters, wenn die Kinder wieder gehen müssen. Das Totschweigen der abwesenden Mutter. Die Sehnsucht nach Geborgenheit und Normalität – aber was ist schon normal!? Messerschraff und ohne Groll sind die Analysen der jungen Protagonisten. Mit vollkommener Klarheit beschreiben die Kinder, was zur Auflösung der Beziehung geführt hat und die Zeit danach.
Ganz nah sind Kamera und Filmemacherin den jungen Menschen, ohne sie zu bedrängen. Alle Aufmerksamkeit gilt ihnen. Sie werden gehört. Die Erwachsenen sind dieser Welt abhanden gekommen. Tauchen, wenn überhaupt, als Randfiguren auf. Sie haben sich verabschiedet, sind mit sich selbst beschäftigt, werden nicht (mehr) gebraucht. Die Kinder suchen sich ihren Platz innerhalb neuer Beziehungsgeflechte und in der Welt. Jacqueline Zünd gibt ihnen die Zeit und den Raum den sie benötigen.
Keiner schreit, keiner tobt, die Filmemacherin klagt nicht an. Ihre szenische Alltagsbegleitung und künstlerischen Einzelporträts sind getragen von großer Einsamkeit und Klarheit. Die Frage, würde man selbst es anders oder vielleicht sogar besser machen könnte, wird für den Zuschauer zur inneren Notwendigkeit.
„Where We Belong von Jacqueline Zünd läuft in der Programmreihe „Spätlese“.
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