Blut ist im Schuh oder: Alltag einer Redaktionsprinzessin
Zur Einstimmung auf das Folgende unter Schmerzen wochenlang auf Erbsen geschlafen und zusätzlich rasch einen Prinzessinnen-Test gemacht. Falls jemand fragen sollte: Ich bin Aschenputtel. Am Morgen dann, wie jeden Tag, in mein rosa Glitzertüllkleid gestiegen. Die, über Nacht wie durch ein Wunder aufpolierten, Lackschuhe über die Füße gestülpt, Krönchen ins ebenholzene Haar gesteckt und auf meinem weißen Pony, der aufgehenden Sonne entgegen, in die Redaktion galoppiert. Dabei, wie stets, nur fröhlich lachenden Menschen begegnet.
Dort angekommen, huldvoll eine Tasse Kaffee entgegen genommen und mir die wichtigsten Nachrichten des Tages vom Kollegen mündlich vortragen lassen. Weltlage für ungenügend empfunden und „Prinzessin Lillifee“-Kassette für alle eingelegt. Menschen vor Freude weinen dabei gesehen. Dann mehrere Stunden am Fenster gestanden und geseufzt. Zur Mittagszeit in der Redaktionssänfte über die Straße in die Kantine tragen lassen. Es gab Fleisch.
Am Nachmittag: Gebäck und Toastbrot ohne Rinde. Im Fahrstuhl durchs Haus gefahren. Gespräche mit Menschen geführt und beidhändiges Winken trainiert. Weltlage für diesen Tag verloren gegeben, dafür gemeinsames Singen und Musizieren am Newsdesk. Schüchterne Kollegen, die sich in Schränken verstecken wollten, gesucht und gefunden.
Am Abend, das erschöpfte Pony geschultert und in den Sonnenuntergang getragen.
- Die Verkommenheit des leeren Kühlschranks
- Das Fest