Berlinale 2013 – Fighting in the Rain

Vom 7. bis 17. Februar finden in Berlin die 63. Internationalen Filmfestspiele statt. 19 der 24 Filme des offiziellen Programms konkurrieren um den Goldenen und die Silbernen Bären. Jurypräsident Wong Kar Wai eröffnet mit „The Grandmaster“ das Festival – ein Film in dem jeder Regentropfen weiß, wie er zu fallen hat.

Endlich wieder Februar. Filmfestspielzeit in Berlin. Der Himmel könnte nicht grauer sein. Menschen schlafen in Einkaufscentern vor Kartenhäuschen. Dämmerung ist ein übergangsloses Stadium vom frühen Morgen bis in den Nachmittag. Es gibt nur einen Grund das Haus zu verlassen: um ins Kino zu gehen. Unter dem Vorsitz von Regisseur Wong Kar Wai entscheidet die Internationale Jury über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären im Wettbewerb der Berlinale 2013. Die weiteren Jury-Mitglieder sind die dänische Regisseurin Susanne Bier, der deutsche Regisseur Andreas Dresen, die amerikanische Regisseurin und Kamerafrau Ellen Kuras, die iranische Künstlerin und Regisseurin Shirin Neshat, US-Schauspieler Tim Robbins und die griechische Produzentin und Regisseurin Athina Rachel Tsangari. Vier Frauen, drei Männer und das ist gut so.

Wong Kar Wai ist nicht nur Jurypräsident der Berlinale 2013, sondern auch Drehbuchautor, Produzent und Regisseur des Eröffnungsfilms „Yi dai zong shi“ (The Grandmaster“), der im Wettbewerb außer Konkurrenz gezeigt wird. Dieses Martial-Arts-Action-Stillleben in Slow Motion erzählt die Geschichte zweier Kung-Fu Meister, die im Jahr 1936 in Foshan aufeinandertreffen. Hier ist nichts dem Zufall überlassen. Kein Regentropfen fällt hier einfach nur zufällig irgendwo auf den Boden. Schneeflocken gleiten durchs Bild, wirbeln auf, landen auf üppigem Pelz. Alles ist bedeutsam. Rauch tanzt durchs Bild. Die Krümmung eines kleinen Fingers zeugt von absoluter Körperbeherrschung. Wo Amerika Botox braucht, beherrschen hier die Darsteller jeden Millimeter ihres Minenspiels.

Gong Er, Tochter eines Martial-Arts-Großmeisters, und Ip Man stehen sich in einem ersten großen Kampf gegenüber. In der Auseinandersetzung akrobatisch verschlungener Körper verbinden sich ihre beiden Leben untrennbar miteinander. Trotz Zeitlupe ist das menschliche Auge nicht in der Lage die Gesamtheit der künstlerischen Opulenz zu erfassen. Ein Film wie 120 Minuten ohne Unterbrechung Sahnetorte essen – nach 30 Minuten spannt der Bauch, eineinhalb Stunden liegen dann aber noch vor einem. Das ist meisterlich schön und ermüdend. Die Geschichte ebenso märchenhaft wie nicht immer nachzuvollziehen.

Für Kampfsportfreunde, Zeitlupenfetischisten und Anhänger von Schlechwetterfronten.

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