Die Frau, die aus der Kälte kam
Urängste, liebe Phobiker, wer kennt sie nicht. Der Kollege Ibrügger, derzeit auf Reisen, begegnet einer der seinen mit „Stullenpaketen gigantischen Ausmaßes“. Nun wäre ich nicht so vermessen, mich auf nur eine Urangst festlegen zu wollen. Gibt es doch viel Schönes zwischen hier und da, warum sich beschränken!? Schöpfen wir gemeinsam aus der Fülle phobischer Stimuli die jeweils für den Moment geeignete Angst. Wer kennt sie nicht, die Aerophobie (Angst Luft zu verschlucken bzw. schädliche Gase einzuatmen), die Arachibutyrophobie (Angst vor Erdnussbutter, die am Gaumen kleben bleibt), die Cherophobie (Angst vor Fröhlichkeit) und, nicht zu vergessen, die Zeusophobie (die Angst vor Gott bzw. Göttern).
Einige Ängste sind mit den Jahren zu liebevollen Wegbegleitern und Teil der Legendenbildung für Biographen und Kindeskinder geworden. So erzählt man sich, dass ich mich seinerzeit wie Scarlett O’Hara in „Vom Winde verweht“ erhoben und gerufen habe: „Ich werde nie wieder frieren“ (vergleiche dazu: Cheimaphobie – Angst vor Kälte, oder auch Cryophobie – Angst vor Kälte, Eis, Frost)! Tatsächlich wurde dieser Akt innerlichen Aufbegehrens ohne irdische oder andere Zeugen vollzogen. Wer jetzt also zu dem Schluss kommt, die kann uns viel erzählen wenn der Tag lang ist, der könnte recht behalten.
Die Sache mit der Kälte ist in unseren Breitengraden heikel, grundsätzlich bin ich aber in der Lage, bei nahezu allen Außentemperaturen zu frieren bzw. kalte Hände zu haben. Sommers wie Winters verlasse ich das Haus fast nie ohne Schal, immer bereit für einen plötzlichen Eissturm. An dieser Stelle muss ergänzend angeführt werden, dass m.E. Klimaanlagen jeglicher Art aus der Hölle kommen, der Feind allen menschlichen Lebens sind und ihre einzige Aufgabe darin besteht, uns mit tödlichen Viren und Bakterien zu verseuchen. Des Weiteren kann Zugluft jeglicher Art unmittelbar zu langwierigen eitrigen Halsentzündungen führen, in deren Verlauf es zu einer Entzündung des Herzmuskels kommen kann. Am Ende dieser Kette stehen ein in einem Rucksack mitgeführtes Kunstherz und die Sorge nicht immer rechtzeitig in der Nähe einer Energiequelle zur Gewährleistung des Kunstherzakkubetriebs zu sein.
Erst nach einer ca. vierwöchigen konstanten Außentemperatur von mindestens 20° C bin ich bereit, auf das Tragen von Strumpfhosen zu verzichten, auch wenn ich mich dafür regelmäßig von einer skandinavischen Freundin öffentlich demütigen lassen muss. Lacht ihr nur! Wenn ich euch und alle Klimaanlagen überlebt habe, dann lacht nur noch eine und zwar laut. An Orten, die ich (aus Gründen) häufiger Aufsuche oder bewohne befinden sich außerdem immer eine ausreichende Anzahl von Armstulpen sowie diverse Strickjacken. Im Grunde alles ganz harmlos und kein Grund zur Sorge. Tatsächlich sehe ich in freudiger Erwartung einer schweren Amakaphobie (Angst vor Eisenbahnen) wahlweise auch Siderodromophobie (Angst vor Zügen, Zugreisen oder Schienen) entgegen.
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