Einmal Rauschgoldengel, immer Rauschgoldengel
Am heiligen Abend würde er sich wie jedes Jahr nach dem Mittagessen zu Mutters Rumtopf in den Keller setzen, Früchte essen, auf das Einsetzen der Übelkeit warten, kurz in den offenen Abfluss der Waschmaschine erbrechen, die blonde Kunsthaarperücke seiner Schwester Babsi beschimpfen und sie gegen 16.50 Uhr aufsetzen. Das weiße Spitzennachthemd von Tante Anni läge wie immer in Vaters Hobbykeller für ihn bereit. Außerdem Flügel, Glitzerlamettastab und eine neue goldene Strumpfhose. Die roten Pusteln von der Heißwachsenthaarung wären wie immer nur für ein geübtes Auge sichtbar. Und Onkel Hans würde ihn nach der Bescherung mit einem herzlichen: „Und? Juckts, mein Junge?“ in die Arme schließen.
Freddy hätte kurz vor der Bescherung noch einmal Kuhdung Pellets unter dem abgestorben Birnbaum verteilt, der auch im kommenden Jahr kein Laub tragen würde. Aber wann, wenn nicht an Weihnachten, bestand Hoffnung. Auf ein Zeichen, grüne Triebe in der Mitte der Nacht oder wenigstens eine öffentliche Selbstverbrennung. Anschließend würde er sich die Hände mit Flüssigseife waschen. Dann sein Auftritt mit Gesang, Rumtopfrülpsern und Ausgabe der Geschenke. Mutter würde immer „Ach, der Junge, wie süß“ rufen, weinen und ihm dabei in die Wangen kneifen. Vater würde ihn am Arm packen und „dir graut auch wirklich vor gar nix“, murmeln.
Malte und Ronja würden ein neues Stempelkissen für die Kinderpost bekommen und noch vor dem Abendessen ihre Fingerabdrücke auf Stühlen, der guten Tischdecke und an den Wänden hinterlassen. Nach Käsefondue, Pfefferminzlikör und Crème brûlée würde er fragen, ob er die Flügel ablegen oder wenigstens die Perücke absetzen dürfe. Mutter würde mit einem traurigen „Jetzt schon!?“ antworten. Gegen Mitternacht dann fiele es keinem mehr auf, wenn er langsam Richtung Keller verschwinden und die Flügel in der Kiste für den Flohmarkt verstauen würde. Dort fände Mutter sie am Morgen. „Die brauchen wir doch noch“ rufend fänden sie ihren alten Platz im Regal neben der Kühltruhe.
Kuhdung, Flohmarkt, Flüssigseife, Stempelkissen und Kunsthaarperücke für Joel
Und so geht’s: Alle Jahre wieder werden wir am Ende eines Jahres von Weihnachten überrascht. Um die Vorfreude auf Kind, Krippe und Geschenke ins schier Unermessliche zu steigern, werden hier Träume wahr. Ihr spendiert fünf Begriffe in den Kommentaren unterhalb dieses Beitrags, daraus entsteht vielleicht ein rauschgoldengelhafter Blog-Text inkl. Widmung zur Vorweihnachtszeit. Die Auswahl der jeweiligen Begriffs-Serie erfolgt streng subjektiv. Der Rechtsweg ist absolut ausgeschlossen.
- Wünscht euch was oder: Fünf Begriffe, ein Beitrag
- Sie sangen einen ganzen Sommer lang …