Und wenn du denkst, es geht nicht mehr

Nicht selten, liebe Menschen, die Sie weder Kind I, Kind II, den Mitbewohner, Teile der befreundeten Verwandtschaft, geschweige denn mich kennen, sind es die kleinen vertrauten Dinge, die an einem an einem neuen Ort helfen Fuß zu fassen. Die Laugenbrötchen im Fußball-Design beim Bäckerei-Filialisten, die welken Blumen im Hausflur, Nachbarn die des Nachts Geräusche machen, singen, mit dem Schlagbohrer kleinere Umbaumaßnahmen durchführen. Und Stephan.

Stephan springt mir immer dann in den Weg, wenn ich am wenigsten mit ihm rechne. Mein Bedürfnis ihn zu treffen geht an leidenschaftslosen Tagen gegen null, sonst liegt es deutlich tiefer.

Stephan trägt ein rotes T-Shirt über einem weißen Langarm-Shirt. Im Winter Strickmütze und schwarze Jacke mit linksseitigem Aufdruck in Brusthöhe. Seine Laune ist immer gut, er steht mit Gott oder andere Wesen in Kontakt. „Ha“, sagt Stephan, während er in meine Laufrichtung gleitet und sich tänzelnd rückwärts bewegt. „“Ich heiße Stephan und du? Hej, sag mal, so schlechte Laune wie du aussiehst kann man doch gar nicht haben. Also, ich heiße Stephan und du?“ Stephan möchte Kinder, Tiere, alte Menschen oder Bäume retten. Egal wo. Er ist überall und er ist immer schon vor mir da. Zur Kleintierrettung benötigt er nur zwei Minuten meiner Zeit. Und Stephan ist schlau, er fragt schon lange nicht mehr: „Magst du Kinder / Tiere / Bäume?“, weil es darauf nur eine Antwort geben kann.
Aber warum diese jungen Menschen immer entmutigen? Stephan weiß noch nicht, dass sein Rettungsplan soeben modifiziert wurde und es an der Zeit ist, für ihn wirklich tätige Hilfe zu leisten.

„Mensch,“ sage ich, „es ist ganz wunderbar dich hier zu sehn! Hast du ein bißchen Zeit mitgebracht?“ Stephan tänzelnd weiterhin rückwärts und sucht seine Freunde, nennen wir sie der Einfachheit halber auch Stephan. Leider sind alle in intensive Gespräche vertieft. „Du kannst meine Tasche nach Hause tragen. Danke!“

Falls Sie das ganze nachspielen wollen, könnte das der richtige Zeitpunkt für körperliche Nähe sein. Umarmen Sie Stephan spontan, wenn ihnen danach ist.

In einem Moment der Unaufmerksamkeit, aber wer wollte auch an den lauteren Absichten Stephans zweifeln, wende ich meinen Blick von ihm der zentner schweren Tasche in meinem Rücken zu. In diesem Sekundenbruchteil verschwindet Stephan im Gewühle.

Wir werden uns wieder sehn. Da bin ich ganz sicher, ich komme ja jetzt öfter.