„O! zarte Sehnsucht, süßes Hoffen“ – George Clooney weiht die Berlinale 2014

„Ach war das Leben auch finster und wild, so bleibt doch die Liebe lieblich und mild“ (Schiller) – Eine Liebe zu dritt in Weimar, Ludwigsburg und Tübingen, George Clooney und seine „Monuments Men“ und Schnee, der auf schweigsame Männer fällt. Samstags im Berlinale-Kino.

Was bisher geschah: Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Auf eine Ménage a trois in Ludwigsburg

„O! zarte Sehnsucht, süßes Hoffen,
Der ersten Liebe goldne Zeit!
Das Auge sieht den Himmel offen,
es schwelgt das Herz in Seligkeit.
Oh, daß sie ewig grünen bliebe,
Die schöne Zeit der jungen Liebe!“ (Friedrich von Schiller)

Ach, es ist ein seltsam Ding mit der Liebe der Frauen. Der Samstag beginnt mit lustigem Pferdegetrappel auf Kopfsteinpflaster und dem opulenten Kostümdrama „Die geliebten Schwestern“ von Dominik Graf über die Liebe des rebellischen Dichters Friedrich Schiller (Florian Stetter) zu zwei Schwestern aus verarmtem Adel. Die wilde Charlotte von Beulwitz (Hannah Herzsprung) ist unglücklich verheiratet, die tugendhafte Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius) soll eine gute Partie machen. Aus diesem Grund entsendet man das scheue Kind zur Patentante Charlotte von Stein (Maja Maranow), die sie zur Hofdame formen soll. Die Tante ihrerseits leidet unter der Abwesenheit des Herrn von Goethe, der in Italien weilt. Eines schönen Tages spaziert der ambitionierte Jungautor Schiller am Haus der Frau von Stein vorbei. Man lernt sich kennen, schätzen, entdeckt gar Seelenverwandtschaft. Die Schwestern schworen sich einst am tosenden Wasserfall, immer alles zu teilen. So auch den kränklichen Dichter. Damit dies gelingt, ehelicht der Literat Charlotte. Alles bleibt irgendwie in der Familie. Kinder werden geboren, eine Ehe beendet und eine neue geschlossen.

„Große Seelen macht die Liebe größer“ (Schiller) – doch leider nicht auf ewig. Das Treueband und das viele Sich Verzehren fordert Opfer. Die Schwestern entzweien sich. So kommt es nach knapp drei Stunden zur einzig echten Gefühlsregung der Frauen. Rasend vor Eifersucht schreien sich die beiden Furien ihren Hass entgegen. Zuviel für den armen Kranken, der bricht zusammen und spuckt Blut. Redselig kommt der Film daher, der ein Werk über Worte der Liebe sein will. Schön sind die Roben und die Ausstattung. 170 Minuten kann man sich daran satt sehen. Wunderbar besetzt sind vor allem die Nebenrollen. Claudia Messner als Mutter der Schwestern, Michael Wittenborn als treuer Diener Knebel und hoch zu Ross Ronald Zehrfeld als Schillers Freund Wilhelm von Wolzogen. Dank des Erzählers kommt im Film ein wohliges Hedwig-Courths-Mahler-Gefühl auf. Unter einem letzten Seufzer erschauert der Busen, dann ist Schluss.

Der Herr der Kunstschätze – Die Gefährten

Und dann kam George, und er hat den Matt, den Bill, den John, den Jean, den Bob, den Hugh, den Dimitri und den Justus mitgebracht. Die Berlinale zeigt George Clooneys „The Monuments Men“ im Wettbewerb außer Konkurrenz. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie installieren britische und US-amerikanische Truppen ein Team von „Kunstschutzoffizieren“, die dafür sorgen sollen, dass Europas historische Kunstschätze nicht für immer vernichtet werden. Angeführt vom Kunstexperten Frank Stokes (Clooney) schlägt sich sein Experten-Team nach Deutschland durch. Matt Damon, Bill Murray, John Goodman, Jean Dujardin und Bob Balaban im Einsatz für das Gute und Schöne. Cate Blanchett darf in einer Nebenrolle unterstützen. Deutsche Darsteller wie Justus von Dohnányi sind als Nazis mit dabei.

Clooney, der auch am Drehbuch beteiligt war, Regie geführt und den Film mitproduziert hat, liefert solides Großkino ab. Ein bisschen Humor, ein bisschen „Wir sind die Guten Jungs“, ein bisschen Geschichtsvermittlung. Die anschließende Pressekonferenz war schon vor Ende des Films wegen Überfüllung geschlossen.

Clooney wird den hohen Erwartungen nicht gerecht. Ihm ist zur Würdigung der echten Monuments Men nur eine professionelle Fingerübung gelungen. Die besten Szenen des Films fasst der Trailer zusammen.

Der Winter kommt

Grausiges hat sich zugetragen da oben in den Bergen. Keiner spricht darüber, aber vergessen ist es nicht. Wenn der Winter kommt, dann wird es finster im Tal. Ende des 19. Jahrhunderts, irgendwo tief in den Bergen, bezieht ein Fremder (Sam Riley) Quartier bei den Bergbauern. Andreas Prochaskas hoch gelobter Alpen-Western „Das finstere Tal“, nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Willmann, beginnt.

Der Fremde ist gekommen, um Rache zu nehmen am Brenner und seinen Söhnen. Trotzig reckt Greider (Sam Riley) seinen Widersachern, angeführt von Hans Brenner (Tobias Moretti), das glattrasierte Kinn entgegen. Trotzig spitzt er die Lippen, der Mann ist entschlossen. Die Buben vom Brenner-Bauern sind die Herren über das Tal und seine Bewohner. Mit harter Hand erzwingen sie Gehorsam. Und dann fällt der erste Schnee, und die Nacht bricht herein. Und mit der Dunkelheit kommt der Tod ins Dorf. Gesichter, so karg und kantig wie die hoch in den Himmel aufragenden Felsen. Schweigsam und undurchdringlich. Die Kamera frisst sich auf ihnen fest. Prochaska kennt keine Gnade mit seinen Figuren und dreht die Musik voll auf. Es kommt zum Showdown: Riley gegen Moretti, die beide eine überzeugende Leistung abliefern. Der Schnee wird bis zum Morgen rot von Blut sein.

„Das finstere Tal“ läuft in der Reihe Berlinale Special und läuft am 13. Februar in den Kinos an.

Und so geht’s weiter: Die Berlinale lässt die Hosen runter.