Wenn der Weihnachtsmann einmal klingelt

Ich hatte gerade mein flauschiges 2in1-Preußen-Münster-Fleece-Kissen in eine Kuscheldecke umgewandelt, auf dem Herd köchelte seit Stunden eine Kalbsbries-Milzwurst, klingelt es an der Tür. Dahinter: der Weihnachtsmann. Über der Schulter den obligatorischen Jutebeutel, unterm Arm eine Unterdruckpumpe eines Fünf-Zylinder-Dieselmotors.

Ob er mal außer der Reihe reinkommen dürfe. Stiefel würde er anlassen, das wäre auch in meinem Interesse, er wäre ja schon eine Weile unterwegs. Er sei gerade mit seinem neuen Motorschlitten auf seiner alljährlichen Probeauslieferungstour. Und ich sähe ja selbst, die Pumpe landete mit einem Schwung auf dem frisch eingeölten Küchentisch, dass das so nichts werden würde. Ob er mal mit seinem Chef telefonieren dürfe. Der und sein Steuersparmodell, jedes Jahr das gleiche Theater, und das hier wäre ja nun voll in die Hosen gegangen. Aber mit ihm könne man es ja machen. Am Ende würden die ganzen plärrenden Bälger ja nur an seinem roten Mantel ihre Rotznasen abwischen. Das wolle dann aber wieder keiner hören und schon gar nicht die Reinigung der Arbeitskleidung auf Firmenkosten übernehmen.

Denk serviceorientiert, sei freundlich, Kommunikation ist keine Einbahnstraße mehr, er könne es schon nicht mehr hören. Demnächst würde er die Gedichte dann auch noch selbst aufsagen. In diesem Jahr hätte er sich erneut erfolgreich gegen die Kamerakapuze zur Wehr gesetzt. Bescherung live ins Netz streamen, soweit käm’s noch. Und twittern würde er dann mit dem großen Zeh, weil die Geschenke müsse ja auch noch jemand austragen. Den Knecht hätten sie einfach so weg rationalisiert und Rauschgoldengel hätte er seit Jahren keine mehr gesehen …

Mittlerweile hing er in der Warteschleife der weltweit kostenfreien Kundenhotline, die himmlischen Heerscharen waren deutlich zu hören. Das könne dauern, zischte er mir zu. Da er durchaus hungrig sei, nähme er sehr gerne eine Kalbries-Milzwurst-Stulle. Und ein Getränk wäre schön, aber bitte kein Alkohol, er sei ja noch im Dienst.

Gegen Mitternacht, der dicke Mann hatte es sich ohne Mantel und Vatermörder gerade auf dem Sofa gemütlich gemacht, traf ein neuer Satz Rentiere ein.

… für Thomas

Anmerkung: Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und realen Handlungen sind rein zufällig. Teile der befreundeten Verwandtschaft werden weder an Weihnachten noch an anderen hohen Feiertagen mit Kamerakapuze ausgestattet.

Und weiter geht’s: Alle Jahre wieder werden wir am Ende eines Jahres von Weihnachten überrascht. Um die Vorfreude auf Kind, Krippe und Geschenke ins schier Unermessliche zu steigern, werden hier Träume wahr. Ihr spendiert fünf Begriffe in einem Kommentar unterhalb dieses Beitrags, und ich bastele daraus einen rauschgoldengelhaften Blog-Text inkl. Widmung zur Vorweihnachtszeit. Die streng subjektive Auswahl der jeweiligen Begriffs-Serie wird von mir persönlich vorgenommen. Der Rechtsweg ist absolut ausgeschlossen.